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Psychodynamische Kunsttherapie

KONZEPT DER FORTBILDUNG SEMINAR WELSKI – PREISSER

Copyright: S.Welski-Preisser ©2006-2018

Kunsttherapie im Rahmen eines psychotherapeutischen Settings, sei es in Klinik oder privater Praxis, bedarf eines psychotherapeutisch anerkannten Systems, welches die Diagnose der Persönlichkeits-störung / des Ich-Niveaus und die darauf abgestimmte Planung des Behandlungsverlaufs ermöglicht.

Wissenschaftlichkeit

Die Wissenschaftlichkeit dieses therapeutisch genutzten Systems soll durch Evaluierung nachweisbar sein.
Die theoretischen Grundlagen dieses Systems sollen ebenfalls wissenschaftlich nachweisbar sein.

Die Psychodynamik ist nur indirekt nachweisbar, da es sich um intrapsychische Prozesse handelt, die nur durch Introspektion und Beobachtung wahrgenommen werden können; die Beobachtung bedarf einer Hermeneutik des Deutens.

Das Problem ist bis heute nicht gelöst.Trotzdem hat man sich geeinigt auf ein Manual zur psychodynamischen Diagnostik.

Literatur:

OPD-2, Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik OPD-2,Bern 2006, Huber Verlag

Neurobiologie und Kognitionswissenschaften

Die Neurobiologie bestätigt ein Unbewusstes; allerdings ist es nicht völlig deckungsgleich mit dem Konzept Freuds zu verstehen; Freud hat ohne die heute üblichen bildgebenden Verfahren ein Unbewusstes als Ergänzung zur Bewusstseinspsychologie seiner Zeit hypothetisch angenommen und bis zu seinem Tod gehofft, die Naturwissenschaft würde seine intuitive Konstruktion der Psychodynamik beweisen können; Freud verstand sich als Grenzgänger zwischen Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft; er sprach von sich als einem „weltlichen Seelsorger“. ( Nachweis!)

Heute lassen sich Begriffe wie das ES, Ich und Über-Ich mit Gehirnregionen korrelieren.

ES:
Im limbischen System unter dem Cortex und dem Hyppothalamus und der Inselrinde gelegen werden Gefühle produziert und gehalten; es gibt von dort ungezählte Verbindungen zum Cortex und damit zum Denken.

Von hier aus wird das innere Körpermilieu erhalten wie Temperatur, Stoffwechsel, Blutdruck, Sexualität und alle Organtätigkeiten gesteuert.

Wir wissen auch, dass 90% der Gedanken verdrängt werden und nicht ins Bewusstsein gelangen.

ÜBER-ICH:
Sitz im Frontalhirnlappen; bei Läsion fällt alle Impulskontrolle aus und die Persönlichkeit verändert sich im Sinne eines auffälligen unsozialen Verhaltens.

ICH:
Die gesamte Fläche der Großhirnrinde funktioniert als Bewusstseinsort.

Man sieht, wie die Übergänge von Unbewusst zu Bewusst fließend sind.

Gedächtnisfunktionen können bei Training unbewusste Inhalte ins Bewusstsein holen; viele Abläufe bleiben aber unbewusst.

Problem: Gibt es einen freien Willen?

Diskussion zwischen Singer und Roth.

Literatur:

Geyer, Christian (Hrsg.) Hirnforschung und Willensfreiheit, Zur Deutung der neuesten Experimente, Frankfurt 2004, suhrkamp tb

Triebpsychologie, Ich-Psychologie, Selbstpsychologie und Objektbeziehungspsychologie

Die vier Psychologien der Psychoanalyse

Die Ich-Reife, das Angstniveau, die Organisation der Abwehrmodi, das Selbst- und Objektbeziehungssystem bieten als theoretische Grundlage eine erste Orientierung für den Praktiker, um die Belastbarkeit des Patienten im Rahmen der Therapie einschätzen zu können und die Interventionen richtig zu setzen.

Seit FREUD wird weltweit das so genannte Strukturmodell als primäre Basisorientierung der psychodynamischen Psychotherapie diskutiert und verwendet.

Die internationale Therapieforschung hat die von Freud entwickelten Begriffe erweitert, korrigiert und neu definiert.

Das MENSCHENBILD der Psychodynamik geht davon aus, dass die Natur des Menschen grundsätzlich ein konflikthaftes Erleben mit einschließt: Konflikte zwischen Selbsterhaltung und Anpassung, Wünschen und Enttäuschung an der Realität, psychische und physische Verwundbarkeit, usw. lassen sich im Laufe eines Lebens nicht vermeiden. Genetisches Erbe, aber auch durch die jeweilige soziale und kulturelle Umgebung geprägtes Erleben und Verhalten gehören zur conditio humana.

Psychische Erkrankungen können als Störung im psychodynamischen System eines Menschen verstanden und beschrieben werden.

Lit. : Stavros Mentzos, Neurotische Konfliktverarbeitung, Frankfurt 1994

Die psychoanalytische Kunsttherapie, wie sie von der Apakt gelehrt und erforscht wird, basiert auf diesem psychodynamischen Ansatz. Neuere Forschungen und eine moderne Psychoanalyse der Intersubjektivität beziehungsweise der sog. Relationale Ansatz ergänzen das Verständnis. Wir beziehen uns darüber hinaus aber auch auf Erkenntnisse der Tiefenpsychologie des Analytischen Ansatzes von Carl Gustav Jung.

Neuere Forschungen auf dem Gebiet der Neurowissenschaft, die unser Verständnis neuronaler Verknüpfungen und neuronal aktiver Orte des Gehirns über bildgebende Verfahren erleichtern, stehen nach unserem Verständnis nicht im Widerspruch zu psychodynamischen Prozessen; Die Traumaforschung hat uns gezeigt, wie traumatisches Erleben und kognitive Verarbeitung zusammen arbeiten, um im stress dem Menschen das überleben zu sichern. Die Entdeckung der Spiegelneuronen vertieft unser Verständnis von entwicklungsbe-dingten Selbst- und Objektstörungen.

Das „good enough mothering“ oder der „Glanz im Auge der Mutter“ sind dem mit psychoanalytischer Literatur vertrautem Praktiker als notwendige Spiegelungsprozesse zwischen Mutter und Kind bekannt; die Psychoanalyse beschreibt dieses Beziehungsgeschehen in den Forschungen zur Mutter-Kind-Beziehung und den sog. Selbst- und Objektrepräsentanzen. Die Bedeutung des Vaters als innere und äußere Spiegelung und Beziehungserweiterung ist durch das Konzept der Triangulierung und des ödipalen Dreiecks beschrieben.

Eine Entwicklung des Kindes aus der relativen Abhängigkeit zur ersten Bezugsperson, meist der Mutter, bedarf eines innerlich wie äußerlich anwesenden Vaters, der die sog. Triangulierung aus der Mutter-Kind-Dyade anregt.

Die Psychodynamik nach Mentzos beschreibt die Urkonflikte im Menschen und ordnet ihnen entsprechende Verarbeitungsmodi zu; diese lassen sich durch spezielles Verhalten und Erleben beobachten und sind allgemein gültigen Symptomen und Symptomkomplexen zugeordnet; sie sind also verallgemeinerbar und keine individuellen Verarbeitungen.

Das Konzept der Übertragung/Gegenübertragung heute

Im therapeutischen setting geht man heute von einem erweiterten Übertragungsgeschehen aus, welches die sog. Gegenübertragungals notwendiges interdynamisches Geschehen im therapeutischen Feld beschreibt.

Widerstandsdeutungen , wie sie früher üblich waren und allein die Dynamik des Patienten berücksichtigten, werden heute innerhalb des intersubjektiven Feldes gedeutet als ein komplexes unbewusstes Zusammenspiel zwischen den Beteiligten.

Dies ist ein spezielles Thema der modernen Psychotherapieforschung im psychoanalytischen Bereich.

Literatur:

Altmeyer, Martin / Thomä, Helmut : Die vernetzte Seele, Die intersubjektive Wende in der Psychoanalyse, Stuttgart 2006, Klett-Cotta

Mitchell, Stephen A.: Bindung und Beziehung: Auf dem Weg zu einer relationalen Psychoanalyse, Gießen 2003, Psychosozial Verlag

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